Produktionstagebuch/Production protocol
Auf der Suche nach Stoff
- script developement and early stages of the short film
Ende des Jahres 2008 saß ich im Zug mit einer Lektüre "112 einseitige Geschichten", ein Kurzgeschichtenband, auf der Suche nach neuen Stoffen, die sich zum Verfilmen anböten und stieß auf Wolfdietrich Schnurres Kürzestgeschichte "Die Beste Geschichte meines Lebens". Schnurres lakonische aber präzise Beschreibung einer Parabel menschlicher Abgründe hat mich sofort fasziniert und so skizzierte ich schnell einige Bilder, die mir in den Kopf kamen.
I was sitting in the train reading "112 one-page stories" a short story collection, in search of new ideas and inspirational material that would be suitable for an adaptation for a short film. I read Wolfdietrich Schnurre's short-short story "The best story of my life ". Schnurre's laconic -but indeed very short- description of a parable of human abysses was inspiring. I quickly sketched some pictures that came into my mind.
Early Scribbles (pictures by Fabian Giessler)
Um tatsächlich einen Kurzfilm aus einem publizierten Stoff zu produzieren, benötigt man das Einverständnis des Autors. Die Adaptionsrechte lagen nicht, wie zunächst vermutet, bei dem Verlag, der die Geschichte publizierte sondern, bei den Erben von Wolfdietrich Schnurre, die sich interessiert und einverstanden erklärten.
Recht schnell wurde mir klar, dass ich die Geschichte gern als Zeichentrickfilm umsetzen würde. Meine Intention und auch mein Interesse an dem Stoff fußen zum großen Teil darauf, die Geschichte als Parabel über die Gesellschaft zu realisieren. Mir schien dies durch eine Überhöhung und die gleichzeitige Abstrahierung mittels der Animation am besten zu funktionieren. Obendrein reizte es mich, die Figuren nach meinen Vorstellungen zu gestalten und zu formen.
I realized pretty quickly that I would like to put the story into an animated film because I wanted the story to be understood as a parable about society. The idea behind that was that the abstraction of the genre would work best with the author's focus of the story. On top of that I was thrilled to create the figures after my imagination.
(Früher Entwurf einer Szene /Early draft of a scene, picture by Fabian Giessler)
Character Design Skizzen
Skizzen HERRMANN (early character design by Fabian Giessler)
Skizzen KONRAD (early Character Design by Fabian Giessler)
Das Erarbeiten vom ersten Lesen der Kurzgeschichte hin zur finalen Drehbuchfassung hat einige Zeit in Anspruch genommen. Es waren mehrere Herausforderungen zu meistern, da die Vorlage mehr eine kurze Zusammenfassung der Handlung war und viele Spielräume lies: Zum einen war der Inhalt dessen, was draußen zu sehen sein würde, ein schwieriger Balanceakt, da es etwas sein musste, was Interesse weckt, aber dennoch alltäglich genug sein musste, damit es nicht zu sehr nach Fantasie klingt. Außerdem war es nicht leicht, eine Perspektive zu finden, die zeigt, was draußen passiert, ohne den Charakter des Kammerspiels zu verändern. Ich denke, die intensive Beschäftigung mit all diesen Fragen war sehr wichtig, wobei letztlich eine sehr kompakte und schnörkellose Dramaturgie entstanden ist; in der Sprache so einfach aber präzise wie möglich. Es sollte ein eigenständiger Film werden, aber auch dem Stil Schnurres nahe kommen.
Working out the story to the final draft of the script has taken a long time and various writings and re-writings because I had several dramaturgical problems to solve. First of all I had to create a context of what happens behind the window: It had to be interesting and exciting but also not too twisted (because then it would have been unmasked as fantasy too early!). On the other hand I had to come up with an idea about how to show the scenes outside because I did not want to destroy the intimate play in the one room. After all the script turned out quite compact but also "rich" with many ideas. I am quite happy about the final draft.
Anfang der Produktion - starting the production
Mit Uwe Fährmann (u.a. "Mullewapp", "Kleiner Dodo", "Das Doppelte Lottchen") und Tobias Gembalski (u.a. "Le Film Titeuf", "Mullewapp", "Kleiner Dodo") kamen zwei echte Spezialisten auf dem Gebiet der characteranimation an Bord der Produktion.
Als Förderer konnten sowohl die Kunststiftung Sachsen-Anhalt als auch die kulturelle Filmförderung aus Thüringen durch das Drehbuch und die ersten Skizzen von dem Filmvorhaben "Zweibettzimmer" überzeugt werden.
Der Start der kreativen Arbeit war in jeder Hinsicht eine Herausforderung. Immer wieder haben wir Entwürfe verworfen und neu überarbeitet bevor wir ein rundes visuelles Konzept hatten, was allen Ansprüchen entsprach.
Dialoge im Trickfilm sind immer eine besondere Schwierigkeit: Der Ton (also die Textaufnahme) muss im Layout schon vorhanden sein, um die Animation der Münder darauf abzustimmen. Ein stringentes Schnittkonzept ist dabei sehr hilfreich um überflüssige Animationen zu ersparen. D.h. es muss sehr präzise vorgearbeitet werden (Storyboards/ Animatic).
For the difficult part of the character animation I could get professionals from the animation industry. Uwe Fährmann and Tobias Gembalski are working as character animators for motion pictures for many years.
Starting the production wasn't all that easy. First of all I needed a founding and further on everybody involved in the production wanted to give their creative input. Nobody wanted a comprimise in this production and that was a good premise but it also meant that the production took longer than planned.
Storyboard Zweibettzimmer (Fassung 2009)
Das Storyboard ist eine wichtige Station hin zum fertigen Film. Einzelne Szenen werden in Einstellungen unterteilt und diese einzelbildgenau abgezählt, damit der Animator weiß wie viele Einzelbilder (Frames) er zeichnen muss. (Zur Erinnerung: 1 Sekunde besteht aus 25 Frames)
The Storyboard is an important step toward the final version of the film. Every Scene is devided into single shots and frames because the animator needs a precise schedule about how many single frames should be drawn. The next step is the Animatic, which is basically the storyboard within a timeline and already with sound! The sound is very important in this early stage of the production especially when there is dialogue because the animator needs the dialogue to be able to form the different mouth shapes for every single word.
Arbeitsskizzen/ Working on the character design HERRMANN (Uwe Fährmann/ Fabian Giessler)
Arbeitsskizzen/ Working on the character design KONRAD (Tobias Gembalski/ Fabian Giessler)
Das Design
Background design KONRADs Seite, frühe Skizze/ early sketch (Fabian Giessler)
Background design KONRADs Seite, spätere Version/ later version painting (Fabian Giessler)
Background design KONRADs Seite, final/ final version (Fabian Giessler)
Die Herausforderung des Background Designs lag darin, den Figuren ein stimmungsvolles Umfeld zu liefern. So wie die Animatoren flache Zeichnungen zum Leben erwecken können, so benötigen die Figuren auch ihren Lebensraum, der in Farbe und Design auf die Figuren abgestimmt ist. Alle Hintergründe zusammen müssen den Handlungsverlauf des Films in den Stimmungen wiedergeben können.
The challenge for the backgrounds was to put the characters in the right mood. As the animator can bring two dimensional characters to life these characters need an environment which is suitable in color and design. All backgrounds together should reflect the story with all the twist and turns, up and downs.
Background moodboard 1
Background moodboard 2
Background moodboard 3
Coloring:
Das Kolorieren der Figuren ist zunächst eine Frage des Farbdesigns, welches ausgehend von den Backgrounds, jeweils an die Stimmungen der jeweiligen Szenen angepasst werden muss. Sind die konkreten Farben erst eingestellt, ist der Rest der Arbeit eine Geduldsfrage, denn jedes gezeichnete Einzelbild muss von Hand koloriert werden.
The coloring process is dependent on the color design of the backgrounds. Every character and every frame has to be colored by hand. So most of the work is a question of patience.
Storyboard/Film
Postproduction
Stimmen Casting - Tonaufnahmen / creating the sound of "Double Occupancy"
Da der Ton für den Film, wie man sagt, 50% des Films ausmacht, wollte ich (wie bei der Animation) bei der Wahl der Sprecher auch auf Profis zurückgreifen. Ich habe mir verschiedene Stimmen bei verschiedenen Synchronisations-Agenturen angehört und habe mich schließlich für Kaspar Eichel (die Synchronstimme von Antony Hopkins, Dennis Hopper, u.v.m.) für die Rolle des Herrmann (auf der Schattenseite) und Freimut Götsch (u.a. Synchronstimme von Steve Buscemi) für die Rolle von Konrad (auf der Fensterseite) entschieden.
Aufgenommen wurde im November 2011 im Tonstudio der Agentur "Stimmgerecht".
As you say: The sound makes 50% of the movie. So I wanted to work with professionals in the field of movie dubbing to keep everything as professional and the level as high as possible. As it is usual in Germany to have foreign language films dubbed there is an entire industry with great speakers with famous and known voices.
The recording session was in November 2011 in the sound studio "Stimmgerecht".
Musikproduktion & Ton / music & sounddesign
Für meine bisherigen Filmprojekte habe ich immer die Filmmusik selbst komponiert und habe auch diesmal die musikalische Untermalung selbst gestaltet. Während der Produktion hatte ich unter das Animatic bestehende Filmmusik von Béla Bartok, Luis Bakalov und Claudio Gizzi gelegt, welche die gewünschte Stimmung sehr gut wiedergaben. Bei meiner Komposition habe ich mich dann an die Vorlagen z.T. gehalten bzw. auch beim Anfang und Ende neue musikalische Wege beschritten. Da ich das Projekt schon lange kannte, war die Komposition in meinem Kopf eigentlich schon fertig - so musste ich sie letztlich "nur noch" niederschreiben.
Die Figuren hatten nun eine Stimme, die Musik verdichtete die Stimmung an wichtigen Stellen, aber der Rest des Films war noch stumm. Erst das Sounddesign macht aus dem flachen Bild einen Raum. Für das Sounddesign zeichnet Kilian Görl verantwortlich, der ein besonderes Ohr für atmosphärische Sounds und deren präziser Gestaltung und Mischung hat. Das Sounddesign gibt zusätzlich noch einmal Tiefe und Räumlichkeit in den Film und vermag dem Ganzen mehr Leben zu verleihen.
As for my previous short films I created the music for this one myself. I had some temp tracks (music by Bela Bartok, Luis Bacalov and Claudio Gizzi) in the animatic (the animated storyboard version of the film) and I knew the story and the mood so well that I had all the music already in my head - so I just had to write it down in the end.
For the sounddesign I could engage my old friend Kilian Görl who has a great feeling for sounds and moods. The sounddesign was the missing puzzle piece that could create a real depth and dense atmosphere for the picture.
DANKE!
Nach einem langen Weg von ca. 3 Jahren waren wir am Ziel -wir konnten gemeinsam den Film fertig stellen. Retrospektiv betrachtet ging die Produktion durch Höhen und Tiefen, durch Phasen, in denen die Produktion brach lag und Phasen, in denen konzentriert simultan gearbeitet werden konnte. Ich möchte meinem sehr engagierten Team für die vielen kreativen Einfälle und Ideen, für euer kritisches Auge und das Durchhaltevermögen danken!
After a long run the short film ZWEIBETTZIMMER (Double Occupancy) was finally complete and ready to hit the theaters (well, for Filmfestivals so far...)! I want to thank everybody in the team for your ideas and your feedback, your patience and finally of course for your fine work!
Subtitles:
For the international audience I needed of course english language in my film.
As for now I had the contact to "OneWorld Language Solutions".
Mark and Gabriele Hayes did an incredible job to create wonderfully translated subtitles and also created the international Title "Double Occupancy"!